Besser, persönlicher, spannender, bildhafter … formulieren: 21 Tipps
1. Schreibe wie du sprichst
Die wahre Sinnhaftigkeit des Schreibprozesse besteht darin, das Interesse der werten Leserschaft zu wecken und sie zu animieren, sich dem jeweils offerierten Angebot mit höherer Aufmerksamkeitsspanne und entsprechendem Begeisterungsgrad zu widmen, damit die Verkaufsthematik…
…du weißt, worauf ich hinaus will 😉
Vergiss grammatikalisch korrekte und hochschlau-klingende Satzkonstruktionen. Vergiss (nicht alles, aber vieles), was du darüber in der Schule gelernt hast. Schreibe deine Sätze besser so, wie du sie sprechen würdest: In diesem Fall: „Deine Texte machen auf dich und dein Angebot aufmerksam“. Das sollen sie auch. Wenn jeder Leser jeden Satz 135mal lesen muss, um ihn zu verstehen, dann wird das nix.
2. „Sprich“ mit deiner Zielgruppe / Persona
- Sprich deine Leserinnen immer mal wieder persönlich an: entweder mit „du“ oder mit „Sie“.
- Bitte die Leser, dir zu folgen, so als ob sie dir gegenüber sitzen würden: “Hättest du das gedacht?“ oder: „Jetzt bist du gefragt!“, „Kannst du mir jetzt glauben oder nicht:…„
- Insbesondere in Überschriften wirkt die persönliche Ansprache.
- Nutze typische Redewendungen, Begriffe oder typische Sprachmuster deiner Zielgruppe. In diesem Fall (!) darfst du sogar Fachbegriffe verwenden, wenn diese für deine Zielgruppe typisch und relevant sind.
3. Achte auf Satzrhythmus und „Sprachmelodie“
Beim lauten Lesen bemerkst du instinktiv, ob die Sätze zueinander passen und ob sich der Text „rund“ liest. Satzrhythmus und Sprachmelodie kannst du durch die Länge der Sätze beeinflussen und auch durch bestimmte Wörter.
4. Sorge für Abwechslung zwischen kurzen und langen Sätzen
Manchmal bringen lange Sätze etwas Ruhe in den Text, da auch das Lesen etwas länger dauert als es bei kurzen Sätzen der Fall ist… (lang) Kurze Sätze machen Tempo. Der Lesefluss geht schneller. Action ist angesagt. Merkst du`s?
Aber nicht immer: Manchmal beschleunigen die längeren Sätze einen Verlauf, etwa, wenn aufeinanderfolgende Tätigkeiten beschrieben werden. Die kurzen Sätze dagegen sorgen immer für einen STOPP – im Kopf der Leserinnen. Ein längerer Gedankengang wird abrupt unterbrochen. So wie jetzt.
5. Drücke dich klar und einfach aus
Komplizierte Inhalte und Sätze schrecken die Leser ab. „Die Problematik dieses Sachverhaltes liegt bei näherem Betrachten auf der Hand„… besser: „Wenn du genauer hinschaust, erkennst du das Problem„… (alles, was auf „…atik“ endet, ist sowieso überflüssig. Es ist ein Problem – und keine „Problematik“)
6. Konkrete Beschreibungen statt Allgemeinplätze
Besser „Belladonna D12“ als „homöopathisches Mittel“. Besser: „Er fuhr einen VW Golf “ als „er fuhr ein Auto“. Aber: Achte auf potenzielle Schleichwerbung und wenn du diese einbaust, dann achte darauf, WAS du durch die Wortwahl unfreiwillig „bewirbst“.
7. Vermeide (alle nachfolgenden Punkte)
- …“Beamtendeutsch“, heißt: bürokratische Schreibe mit vielen Substantivierungen, die auf „ung“, „keit“, „heit“, „atik“ enden.
- …Substantivierungen: „Er sah hinauf zur Sonne“ statt: „Er richtete seinen Blick hinauf zur Sonne“.
- …Phrasen: „nichtsdestotrotz„, „meinetwegen“ oder „meinethalben„, „des Öfteren“, „augenscheinlich„, „diesbezüglich„ „anlässlich“.
- …viel genutzte Sprichwörter, Verallgemeinerungen, Klischees: etwa: „so hell wie die Sonne“
- …Schachtelsätze: „Der Tag, von dem ich dir gerade erzählen wollte, war sonnig und warm, als ein Fahrradfahrer angeradelt kam, gerade als ich in meiner Hosentasche nach einem Kaugummi wühlte, und mich umfuhr, sodass ich hinfiel“…besser: „Es geschah an einem sonnigen Tag. Gerade, als ich in meiner Hosentasche nach einem Kaugummi wühlte. Plötzlich fiel ich kopfüber auf die Steine. Ein Fahrradfahrer war von hinten um die Ecke gerast und hatte mich nicht gesehen.„
- …Fremdwörter sowie zu viele Anglizismen! Es sei denn, diese Begriffe wären typisch und bezeichnend für deine Zielgruppe.
- …Wiederholungen: Es sei denn, die Wiederholungen sind stilistisch gewollt.
- …Abkürzungen: Überlege, ob du z.B. oder „zum Beispiel“ schreiben möchtest, bzw. oder „beziehungsweise„. € oder Euro. Und bleibe dabei.
- …Füllwörter: Füllwörter sind meine große Schwäche. Besonders, da es doch heißt, wir sollen schreiben wie wir sprechen. Da schleicht sich ständig ein „mal“, „ja„, „also“ in die Sätze hinein. Raus damit! (Aber nagele mich nicht auf diese Regel fest!) Hier findest du einen prima Gratis-Füllwörter-Tool: Setze deinen Text ein und das Tool markiert dir alle Füllwörter in rot, sodass du sie schnell finden und streichen kannst.
8. Formuliere möglichst positiv (Füllwort: gestrichen)
(HaHa…und das nach 10Tausend-und5 mal „vermeide dies, vermeide das„…) Schreibe beispielsweise NICHT, „Ich will keine langweiligen Texte mehr schreiben„, sondern: „Ich möchte spannende, unterhaltsame Text schreiben“. Du kennst das ja auch vom positiven Denken und den Affirmationen. Denke NICHT, „Ich will KEINE Schokolade mehr essen„, sondern, besser: „Ich ernähre mich gesund mit viel Obst„…
Schreibe statt „Vermeide dies“ lieber „Nutze das“ (das Gegenteil) und statt „OHNE schlechtes Gewissen“ lieber „MIT gutem Gewissen“ und so weiter usw. …
9. Bleibe konsistent konsistent
(zum Beispiel bei Zeiten, Zahlen, Ansprache der Leserinnen und Leser, Abkürzungen oder beim Gendern (wenn es sein muss):
- … EINE Zeitebene: Vergangenheit ODER Gegenwart, Vermeide das Präteritum: „hat gesagt„. Nutze den sogenannten literarischen Präsenz, auch wenn du in der Zukunft schreibst. Zum Beispiel: „Dein Hund läuft in 3 Wochen super ohne Leine“ statt: „In 3 Wochen wird mein Hund an der Leine laufen“ oder gar: „In 3 Wochen wird mein Hund gelernt haben, an der Leine zu laufen“. (Ausnahme, natürlich, wenn du für eine Erzählung über etwas aus der Vergangenheit eine andere Zeit nutzen musst. „Ich gehe in die Stadt“ würde schließlich bedeuten, dass du es just in diesem Moment tust, obwohl du gerade am PC sitzt und diese Zeilen liest…das geht natürlich nicht)
- … Zahlen als Ziffern oder als Wörter: im Journalismus werden die Zahlen „eins“ bis „zwölf“ ausgeschrieben und alle darüber liegenden Zahlen als Ziffern
- … Anrede deiner Leserinnen: „du“ oder „Sie“, je nach Zielgruppe. Bleibe dabei.
- … Abkürzungen oder KEINE Abkürzungen: Entscheide dich, ob du Abkürzungen nutzt oder die Worte ausschreibst und bleibe bei der Form, für die du dich entschieden hast.
- ….Wenn du gendern möchtest, dann praktiziere es ebenfalls konsistent: „Kund*innen“ ODER „KundInnen“ ODER „Kund_innen„… * (Oder … lass es einfach.)

10. Formuliere besser „aktiv“ als „passiv“
Subjekt, Prädikat, Objekt: Du erinnerst dich? Du schreibst Texte! Und nicht: „Die Texte werden von dir geschrieben.“
11. Wähle aktive, starke Verben
Wenn du eine Tätigkeit beschreibst, suche IMMER zuerst nach Alternativen, die den Vorgang interessanter und spannender darstellen könnten. „Rennen“, statt „schnell laufen“, „brüllen“ statt „laut sagen“, wenn es passt. Schreibe niemals redundant, also „laut brüllen“: Brüllen ist immer laut. Nutze Online-Synonym Wörterbücher wie beispielsweise Woxikon, um passende Synonyme zu finden.
12. Wähle originelle und prägnante Adjektive und Formulierungen
13. „großartig“ ist besser als „gut“ und „hervorragend“ besser als „großartig„… (aber: das ist Geschmackssache). Überlade deine Texte nicht mit Originalität.
Ein gesundes Mittelmaß ist das Ziel.
Apropos originell: Suche einige Ausdrücke, die dir besonders gefallen, dich ausmachen und zu dir als Person passen – und verwende diese Worte oder Formulierungen öfter. So kreierst du „deine eigene Autorensprache“ – als persönlichen Teil deiner „Marke“. Auch hier gilt: Weniger und seltener ist mehr als oft und andauernd.
13. Nutze nicht zu viele Adjektive und schon gar keine Adverbien…
Überlege stattdessen immer, ob du die Aussage des Adjektivs oder des Adverbs auch anders verbildlichen kannst. „Ein schöner Tag“ zum Beispiel, schreibt sich leicht dahin, klingt aber langweilig. Oder?
Wie wäre es damit: „Ich ging zur Tür hinaus. Die Sonne brannte bereits hoch am Himmel. Vögel zwitscherten.“
(Ausnahmen: In Werbetexten dürfen sehr wohl Adjektive zum Einsatz kommen, um das Angebot in schillerndsten Farben zu beschreiben.) Diese Beschreibung eines Zustandes ohne „helfende“ und auch oftmals langweilige Adjektive und Adverbien nennt sich…….(siehe Punkt 14)
14. …show: don`t tell
„Erzähle nicht, sondern zeige!“ Schreibe nicht: „Er ging langsam und zögernd (Adverbien) die Straße entlang“, sondern so, dass Leser das „Zögern“ „sehen“.
Zum Beispiel: „Er ging einen Schritt und hielt an. Er sah sich um. Kurz straffte er die Schultern, die allerdings gleich wieder herabfielen. Er ging noch einen Schritt. Und noch einen Schritt.“
Erzeuge Bilder mit deinen Worten, Szenen, dort, wo es möglich ist. In Sätzen mit Adjektiven schau immer zuerst, ob du den Satz auch zeigen kannst.
15. Verwende möglichst „frische“ Metaphern, Alliterationen oder Vergleiche
Verwende lieber gar kein Stilmittel, als abgedroschene langweilige Stilmittel, wie der „Tropfen auf den heißen Stein“ oder „hell wie die Sonne„. Allerdings eignen sich „alte“ Stilmittel hervorragend, um daraus neue und einzigartige Metaphern zu erfinden. Mach doch aus „0815“ einfach mal „0837“, zumindest, wenn dieser „Fehler“ für deine Leser klar ersichtlich ist…Verwirre deine Leser nicht! Niemand liest mehr heutzutage zwei- oder dreimal einen Satz, um ihn zu verstehen. Insbesonder im Internet geht es schnell…schneller…am schnellsten. Der Sinn muss auf den ersten Blick erkennbar sein.
Wandle gängige Metaphern oder Alliterationen ab, oft kommen witzige Neukreationen heraus. Gelingt dir nur manches Mal solch ein Treffer, ist sehr viel gewonnen!
Leser bemerken diese besonderen Textbestandteile – und du bleibst besser im Gedächtnis.
Hier findest du nähere Informationen zum Thema Stilmittel.
Wichtig: Nutze Stilmittel, WENN dir welche einfallen. Stress dich aber nicht, indem du stundenlang danach suchst. (Hilfreich auch hier: dein Notizbüchlein!)
16. Setze Keywords & achte auf die SEO-Optimierung
Keywords und deren Synonyme an den richtigen Stellen platzieren (Headline, Zwischenüberschriften, Einleitung, (Plugin YOAST SEO: SEO Titel und Metadescription), alt-Attribute von Bildern (VOR dem Hochladen), Bildbeschreibungen,
…und zwar so häufig oder selten im Text, dass niemand bemerkt, welches dein Keyword ist…
Checke, ob dein Text auf Smartphones korrekt abgebildet wird sowie auch die Übersichtlichkeit deines Textes (User Experience)…
17. Lenke die Aufmerksamkeit der Leser auf bestimmte Aussagen
Um eine kurze Lesepause zu „erzwingen“, wirken Ausrufe gut, etwa Einwortsätze: Stop! Halt! Unfassbar! Automatisch halten die Leserinnen kurz die Luft an.
Wenn es zu dir passt und du dich gerne etwas locker gibst, wirken auch geschriebene Geräusche: „Tataaa!“ oder „Krawumm“.
Kann man machen, muss man aber nicht.
18. Satzzeichen als Ausdrucksmittel
Kommas, Doppelpunkte und Bindestriche lassen sich ebenfalls hervorragend einsetzen, um deinen Sätzen eine besondere Bedeutung zu verleihen. Hilfreiche Tipps zur Zeichensetzung als Ausdrucksmittel (!) findest du übrigens in diesem Punctuation Guide.
Apropos Satzzeichen…
19. Vergiss, dass es Ausrufezeichen gibt!!!
Ausrufezeichen wirken plump und aufdringlich. Sätze mit Ausrufezeichen „brüllen“ die Leserinnen geradezu an. Schreibe die Aussagen, die du besonders betonen willst, lieber so, dass die Betonung allein durch die Wortwahl oder Satzstellung ersichtlich ist. Schreibe nicht, „Dies hier ist total wichtig!“, sondern vielleicht: „Das Wichtigste ist: blablabla...“
20. Fakt ist: Betonung funktioniert gut mit einem Doppelpunkt
Apropos Betonen: Verwende diese Doppelpunkt-Methode auch für andere Aussagen, auf die du deine Leser besonders hinweisen möchtest.
„Fakt ist: blabla„,
„Das bedeutet für Sie: blubb-blubb“,
„Großartiger Nebeneffekt: Leser beachten alles, was nach dem Doppelpunkt kommt, besonders aufmerksam.“
21. Wusstest du, dass Fragen besonders viele Leserinnen anziehen?
Fragen in Überschriften verleiten nachweislich häufiger zum „Klick“ als Aussagen.
Warum?
Interessant gestellt, geben sie ein Rätsel auf, implizieren die Lösung – und machen schlichtweg Lust auf mehr. Im Text kannst du die Frage dann – zerlegt in Einzelbestandteile – in aller Ruhe und von allen Seiten beantworten. „Wolltest du schon immer wissen, wie du deine Texte noch überzeugender und noch spannender schreibst?“
Jaaaa!
Wichtig ist: Die Antwort auf die Frage darf nie „Nein“ lauten.
Achte auch darauf, dass es keine allzu offensichtlichen Fragen sind. Bei der Frage „Wolltest du schon immer schön sein?“ fühlt sich die ein oder andere Dame vielleicht veräppelt.
Diese Liste wird kontinuierlich weiter geführt: Was fällt dir noch ein?
Gerne nehme ich deine Vorschläge mit auf – wenn es sich um wahrlich wirksame Sprachmittel handelt.
Wenn du also Ideen hast, dann melde dich gerne hier.